Unklare Ursprünge
Wann genau Bättwil zum erstenmal besiedelt wurde, ist nicht ganz klar. Möglicherweise aber suchten sich schon die Römer den Platz als Wohnort aus; vor vielen Jahren jedenfalls stiess man auf eine steinerne Figur, die definitiv der Römerzeit zuzuweisen ist.
Doch ob man deswegen auf eine römische Besiedlung schliessen kann, ist historisch mehr als zweifelhaft. Fast sicher scheint es jedenfalls, dass der Dorfname aus der alemannischen Besiedlungszeit nach dem 5. Jahrhundert stammt. Nach römischer Sitte bezeichneten diese ihre Siedlungen mit den Endsilben -villare, -villa oder -wil, der erste Teil des Namens ('Bätt') mag zugleich der des Siedlungsgründer gewesen sein.
Erste Anhaltspunkte
Das Dorf Bättwil wird erstmals 1244 urkundlich erwähnt. Ein gewisser Heinricus de Betwilre, ein Bürger von Basel mit Herkunft Bättwil, tritt in einem Prozess als Zeuge auf. In der Zeit danach, über die man heute nicht mehr viel weiss, erscheinen jedoch noch einige Bättwiler in Basler Urkunden. Erst für die Zeit nach 1500 findet man wieder einige Dokumente - dies aus einem Grund, der bis heute seine Auswirkungen auf unser Dorf hat.
Solothurn greift ein
Im Jahre 1519 nämlich, als der letzte des Thiersteiner Adelsgeschlechts, das die Grundherrschaft über einen grossen Teil der Region ausübt, stirbt, greift Solothurn zwecks Machtvergrösserung im Norden in das Geschehen ein und besetzt kurzerhand Bättwil und Ettingen.
Dies führt zu einem schwerwiegenden Streit mit der Stadt Basel, die ihrerseits ihre Interessen gefährdet sieht. Dank eidgenössischer Vermittlung kann ein Krieg vermieden werden. Im anschliessenden Vertrag von 1522 erhält Solothurn vom Thiersteiner Erbe (unter anderem) zwei Drittel der Rechte zu Bättwil.
Den Rest erwirbt es fünf Jahre später. Laut verschiedener Quellen sind die Jahre vor und nach dem Solothurner Erwerb gekennzeichnet durch allgemeine Unruhe und Gewalttätigkeit. Vor allem aufgrund von Besitzstreitigkeiten und ungeklärten, zum Teil ungerechtfertigten Besitzansprüchen entstehen immer wieder neue Händel. Aber das Leimental bekommt in dieser Zeit auch die Auswirkungen verschiedener internationaler Kriege zu spüren, so zum Beispiel als vor und nach der Schlacht zu St. Jakob Banden wilder Krieger in der Gegend plündernd und raubend umherziehen.
So geschieht es auch im Schwabenkrieg, wo viele Bauern aus Bättwil mit einem Teil ihrer Habe nach Basel fliehen, um den in Leimen lagernden kaiserlichen Truppen auszuweichen.
Der 30jährige Krieg: Gefahr aus dem hohen Norden
Noch grössere Gefahr droht dann im 17. Jahrhundert während des 30jährigen Krieges (1618-1648), der auch vor der Eidgenossenschaft nicht Halt macht. Lange schien das Leimental von Unheil verschont zu bleiben, doch am 3. Februar 1633 nähern sich schwedische Truppen Leimen und stecken das elsässische Dorf in Brand.
Zum Schutz der benachbarten Gemeinden auf solothurnischem Gebiet schickt der Vogt auf Dorneck Truppen in die Dörfer. Als dann etwa 50 Schweden auf der Bättwiler Egg auftauchen und drohen, auf Hofstetten zuzugehen, "gange es wie es wölle", werden die Schutztruppen noch verstärkt. Um Pfingsten desselben Jahres findet ein schwedischer Scheinangriff auf Bättwil statt, doch da das Feuer aus dem Dorf erwidert wird, kehren die angreifenden Reiter schnurstracks um.
Ein weiteres, trauriges Phänomen des 30jährigen Krieges sind die grossen Flüchtlingsströme in ganz Europa, welche entweder durch direkte kriegerischen Handlungen oder von daraus resultierenden Hungersnöten verursacht werden. Auch sie machen nicht Halt vor dem Leimental. Im Herbst 1633 lassen sich einige Sundgauer Flüchtlinge in Bättwil nieder und anfangs der vierziger Jahre zählt man in Witterswil und Bättwil 250 Flüchtlinge. Im Verlauf dieses Jahrzehnts kommt es dann zu weiteren Scharmützeln und Grenzverletzungen durch schwedische Krieger, doch grosse Schäden entstehen den Bättwilern daraus nicht.
Die französische Revolution
Das nächste historische Ereignis, das für unser Dorf von Bedeutung ist, findet über ein Jahrhundert später statt: Die französische Revolution von 1789. Laut einiger Quellen errichtete man nach der französischen Besetzung der Eidgenossenschaft auch in Witterswil und Bättwil die für die Revolutionszeit zum Symbol gewordenen Freiheitsbäume und hielt Gelage ab.
Geschichte der Kirchgemeinde
Die Geschichte der heutigen Kirchgemeinde Witterswil/Bättwil ist sehr lange und kompliziert. Sie ist dauernd geprägt von Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden, Geistlichen und der Gemeinde Leimen. Im Folgenden sei nur kurz umrissen, was eigentlich viel umfangreicher sein müsste. Spätestens im 8. Jahrhundert, wahrscheinlich aber schon früher, wurde zwischen Leimen und Benken die St. Martinskirche von Wisskilch errichtet.
Lange Zeit war diese Kapelle, von der heute nichts mehr übrig ist, der Ort, an welchem die Christen des ganzen hinteren Leimentals ihre Gottesdienste abhielten. Während der Reformationszeit im frühen 16. Jahrhundert bekennen sich die Bättwiler zur neu aufgekommenen Lehre. Sie ziehen mit ein paar Witterswilern ausserdem aus, um im katholischen Kloster Mariastein Bilder und Gezierde zu zerstören, was zur rechtlichen Verfolgung der Rädelsführer führte; diese kamen jedoch, weil sich die Stadt Basel für sie einsetzten, mit einer relativ milden Geldstrafe davon. Kurze Zeit später kehren die Bättwiler jedoch wieder zum katholischen Glauben zurück.
Um 1600 übertragen die Witterswiler und Bättwiler dem Priester in Mariastein die Messe an den wichtigsten Feiertagen, die jeweils in der Witterswiler Kapelle stattfindet. Ausser an diesen Sonntagen finden die Gottesdienste für die Bättwiler immer noch in Wisskilch oder in Leimen statt. Gerade wegen dieses oft beschwerlichen und während des 30jährigen Krieges gar gefährlichen Weges in die Kirche kommt Ende 17. Jahrhundert der Wunsch nach einer eigenen, den Ansprüchen genügenden Kirche auf. Bättwil und Witterswil erfüllen sich diesen Wunsch mit der Katharinenkirche in Witterswil. Immer mehr steht dieses Gotteshaus nun im Zentrum und immer mehr versucht man, auch regelmässig einen Gottesdienst dort abhalten zu können (die offiziellen Pfarrherren kommen immer noch aus Leimen und sind meist nicht gewillt, in Witterswil die Messe zu lesen).
Im Jahre 1790 befindet sich die Martinskirche in Wisskilch in einem derartigen baufälligen Zustand, dass ihre Altäre, Glocken usw. in verschiedene Dörfer verteilt werden und man das Gebäude zerfallen lässt. Die tatsächliche Errichtung einer unabhängigen Pfarrei Witterswil/Bättwil erfolgt im Jahre 1808, wo ein Vertrag erarbeitet wird, der unter anderem auch den Bau des Pfarrhauses in Witterswil regelt.
Die Kapelle St. Martin zu Bättwil
Im Jahre 1744 gestattet der Rat zu Solothurn den Bättwilern, ein eigenes Gotteshaus erbauen zu dürfen. Diese Zusage erfolgt vor allem deshalb, weil in der Umgebung des Dorfes häufig Rinderseuchen aufgetreten sind und man das Gebet in einer eigenen Kirche als ein mögliches Mittel dazu ansieht, "zu Abwendung aller Straf und Übel ein Bätthüslin oder sogenanntes Cappellin (........) zu erbauen".
Der Bau wird, wie die Jahreszahl am Eingangsportal heute bezeugt, noch im selben Jahr begonnen. 1755 wird die Kirche geweiht; sie besitzt ursprünglich drei Altäre und ist dem Herz Jesu geweiht. Erst 1791 ernennt man den heiligen Martin zum Schutzpatron. Eine Glocke stammt aus dem Jahr 1586, die jetzige zweite Glocke wird erst 1933 hinzugefügt.
Seit 1930 sind Kapelle und Friedhof Eigentum der Stiftung "Kapellenfonds der römisch-katholischen Einwohner der Gemeinde Bättwil". Die letzte Renovation wird 1990 getätigt. Seit kürzester Zeit findet sich links vom Kapelleneingang ein Relief; das im Auftrag des Stiftungsrats der Kapelle entstandene Werk wurde vom Künstler Eugène Renggli aus Lucelle geschaffen und zeigt den heiligen Martin.
Weitere historische Bauten
Da Bättwil ursprünglich ein echtes Strassenzeildorf ist, findet man alle historischen Profanbauten entlang der Hauptstrasse. Besonders bemerkenswert ist die auf das 15. Jahrhundert zurückgehende Mühle. Im Jahre 1515 wird sie umgebaut und erhält einen Lehensbrief.
Im Lauf der Jahrhunderte erfährt die Mühle, die eine der ältesten im Leimental und bis noch weit ins 20. Jahrhundert hinein in Betrieb ist, verschiedene, zum Teil massive bauliche Veränderungen, weshalb von ihrem frühbarocken Charakter nur noch wenig zu sehen ist. Doch dann, im Jahre 1976, wird sie durch einen Brand zerstört und danach vom neuen Besitzer wieder originalgetreu restauriert.
Von den weiteren historischen Gebäuden im Dorfkern sind das ehemalige Gemeindehaus und Restaurant "Zur Krone" und die alte Post erwähnenswert. Sie stammen aus den Jahren 1600, beziehungsweise 1720/30. Die Bauernhäuser, welche über ein rundes, spätgotisches Kellerportal verfügen, stammen zumeist aus dem ausgehenden 16. oder aus dem 17. Jahrhundert und sind somit die ältesten Wohnhäuser des Dorfes.
Gemeindefläche und ein "fremder Wald"
Mit 166 Hektaren Gemeindebann gehört Bättwil zu den flächenmässig kleinsten Dörfern im Kanton Solothurn. Dennoch gibt es eine Besonderheit zu vermerken: Bättwil besitzt nämlich ausserhalb seiner Grenzen ein Stück Wald: Im Jahre 1806 beschliesst die Regierung zu Solothurn den Fürstensteinwald zwischen Ettingen und Hofstetten an die Gemeinden Witterswil, Hofstetten und Bättwil zu je einem Drittel zu verkaufen. Bis heute besitzt Bättwil also etwa 10 Hektaren Land im Ettinger Berg, was historisch und geographisch sicherlich bemerkenswert ist.
Sozialstruktur und Demographie
Bis vor einiger Zeit war Bättwil fast ausschliesslich ein Bauerndorf. Aus dem Jahre 1579 stammt eine Notiz, in welcher gesagt wird, dass "das Dörfflin Betwyler clein und nit über siben oder acht Purengewerb allda" sind. Bei diesen Bauern handelt es sich fast ausnahmslos um Leibeigene der Edlen von Reichenstein oder Solothurns. In sozialer Hinsicht gliedert sich diese Bauernbevölkerung in drei Gruppen: Die besitzenden Vollbauern, die Halbbauern, die nur ein halbes Gespann haben, und die Tauner, die keine Zugtiere besitzen.
1644 zählt man in Witterswil und Bättwil 16 Vollbauern, 5 Halbbauern und 15 Tauner. Die ursprünglichen Bürgergeschlechter von Bättwil sind: Bacher, Buser, Doppler, Gschwind, Möschli, Müller und Schermesser. Im Volksmund heissen die Bättwiler "d'Bäramsle", was im hiesigen Dialekt soviel bedeutet wie Ameisen. Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde ist bemerkenswert. Mitte 18. Jahrhundert zählt man in Bättwil zwanzig Einwohner, 1790 waren es etwa 130 und 1808 deren 127. Eigentlich noch nichts Besonderes.
Und dieses durchschnittliche Wachstum hält auch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts an. Mit dem Beginn der Hochkonjunktur in den siebziger Jahren setzt auch im Hinteren Leimental ein Bauboom ein und die Einwohnerzahl schnellt nach oben. Mit der Erhöhung der Zinssätze jedoch flacht dieser Trend wieder ab. Doch seit 1992 wird vor allem auf dem Eichacker-Gebiet verdichtet gebaut. Dies lässt die Einwohnerzahl innert kürzester Frist nach oben klettern. Aktuell sind ca. 1200 Menschen in Bättwil wohnhaft.
Fusionsversuche
Hinter einem Grenzfest stand die um das Jahr 2000 herum beinahe utopisch zu nennende Idee der damaligen Gemeindepräsidenten, dass Bättwil und Witterswil fusionieren könnten. Leider zeigte der nicht ganz so zahlreiche Aufmarsch der Einwohnerinnen und Einwohner beider Gemeinden, dass die Zeit für solche Visionen damals noch nicht reif war.
An einer ausserordentlichen gemeinsamen Gemeindeversammlung vom 22. Mai 2014 stimmten beide Gemeinden einem Kredit zur Durchführung von detaillierten Abklärungen eines möglichen Zusammenschlusses der Einwohnergemeinde Witterswil und der Einheitsgemeinde Bättwil mit relativ grossem Mehr zu, worauf verschiedene Arbeitsgruppen und ein kompetenter unabhängiger Berater ihre Arbeit aufnahmen. Die Informationsveranstaltung, an welcher im Mai 2015 die Resultate der Arbeit präsentiert wurde, war sehr gut besucht und die Stimmung der Verantwortlichen vorwiegend positiv. Bis zu den gleichzeitig durchgeführten Gemeindeversammlungen im September 2015 änderte sich dies, wurde doch der Antrag des Gemeinderats, auf die Fusionsfrage einzutreten, was zu einer Volksabstimmung im Dezember geführt hätte, in Witterswil mit grossem Mehr abgelehnt, was das "Aus" der Fusion der beiden Nachbargemeinden bedeutete.